[…] Künstlerisch ist der prägende Einfluss der amerikanischen Minimal Art, besonders der frühen Skulpturen von Carl Andre aus den 60er Jahren, unübersehbar. Es ist die Verwandtschaft im gestalterischen Denken, die beide Künstler verbindet.
Carl Andre denkt struktural und bemüht sich konsequent um die Rückführung auf Primär Strukturen. Er will weg von der durch den Künstler erfundenen Form, um erst recht weg von der kompositorischen Hierarchie und künstlerisch-individuellen Handschrift. Oder, wie Sol LeWitt formulierte: „Die Form selbst ist von sehr begrenzter Bedeutung, sie wird zur Grammatik der gesamten Arbeit.“
Auf den ersten Blick möchte man Jan de Weryha als späten europäischen Vertreter der Minimal Art bezeichnen. Doch schauen wir genauer hin, dann wird deutlich, dass Jan de Weryha dann doch Ansprüche hat, die denen der Minimal Art extrem entgegenstehen. Bei ihm stehen die Natur und die natürliche Beschaffenheit des Materials im Mittelpunkt seines Schaffens. Die natürlichen Vorgaben treffen bei ihm mit dem rationalen Gestaltungswillen zusammen. Die reine Form der Minimal Art wird von ihm in zweierlei Hinsicht wieder aufgeladen. Zum einen vermeidet er nicht die individuellen Bearbeitungsspuren des Holzes durch industrielle Fertigung, sondern stellt sie ganz in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Motorsäge, Axt und Stechbeitel hinterlassen sehr differenzierte Oberflächen. Außerdem liebt er es, seine durchaus minimal artigen Formationen ganz bewusst an Grundmustern der Natur wie Ameisenhaufen, Bienennestern oder an archaischen Konstruktionen auszurichten: Iglu, Säule, Turm oder schlichte Stapelungen wie zum Trocknen von Hölzern tauchen immer wieder auf.
In Jan de Weryhas Arbeiten sind die Natur und die natürliche Beschaffenheit des Materials Ausgangspunkt für die Entwürfe und die Gestaltungsprozesse. Seine Arbeiten leben aus der Konfrontation von Bearbeitetem und Unbearbeiteten, Berührten und Unberührten. Zugleich enttäuscht er bewusst die Erwartung des Betrachters, der gewohnt istdie bearbeiteten Seiten einer Skulptur gegenüber der vermeintlich unbearbeiteten Seite vorzuziehen. […]
Prof. Dr. Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland a.D.
[…] Kein anderer bedeutender Künstler der abstrakten Moderne hat so konsequent in Holz gearbeitet wie der deutsch-polnische Bildhauer Jan de Weryha. Seine in den letzten zwanzig Jahren entstandenen Bodenarbeiten, freistehenden Objekte und Wandreliefs, aber auch die beiden von ihm entworfenen Denkmäler wirken wie ein Resümee auf zahlreiche Bewegungen der abstrakten Kunst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Kunststile vom Konstruktivismus über die Konkrete Kunst, ZERO, Minimal und Post Minimal Art bis zur zeitgenössischen Installationskunst dienten ihm jedoch nur als Fundus, um jene Tendenzen zu extrahieren, die ihm eine objektive und in den künstlerischen Traditionen stehende Darstellung des von ihm gewählten Materials Holz, seiner strukturellen Vielfalt und seiner Ästhetik, ermöglichten. Gleichzeitig hat er damit allen diesen Stilrichtungen neue Lösungen in Holz hinzugefügt. Der 1950 in Gdańsk/Danzig geborene und seit 1981 in Hamburg ansässige Künstler, der an der Kunstakademie in Gdańsk studierte, hat damit einen bedeutenden Beitrag zur abstrakten Moderne geleistet. Sein Werk wird hier erstmals in ganzer Breite und bis in die jüngste Gegenwart in über einhundert Abbildungen präsentiert. Jan de Weryha – Abstrakte Moderne in Holz. Parallelen zur abstrakten Moderne sind offensichtlich. Ein Rundgang durch die geradezu musealen Ausstellungsräume in Hamburg-Bergedorf, die als Sammlung de Weryha dem Atelier des aus Polen stammenden Bildhauers angegliedert sind und die einen repräsentativen Querschnitt durch sein Werk der letzten beiden Jahrzehnte bieten, ruft Erinnerungen wach. Wer sich in der Kunst auskennt, sieht beim Betrachten der Werke von de Weryha Tendenzen der abstrakten Moderne vor dem geistigen Auge, die bis in das zweite Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Es sind vor allem jene Bewegungen und Strömungen der abstrakten Kunst, in denen Geometrie, serielle Strukturen und eine sich wie auch immer äußernde Ausstrahlung des Materials die entscheidende Rolle spielten und die über Generationen von Künstlern hinweg ihre Bedeutung und Wirkung bis heute nicht verloren haben. […]
Dr. Axel Feuß, Kunsthistoriker, Museumswissenschaftler
[…] Den Entstehungsprozess und die Prozesskunst von Jan de Weryha-Wysoczański beziehe ich persönlich geradezu symbolisch auf den 1989 von mir begonnenen Prozess der wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet der in der Emigration entstandenen polnischen Kunst und der Erarbeitung eines ganzheitlichen Panoramas der zeitgenössischen polnischen Geschichte der Kunst. Wir erhalten dieses aber erst durch die Vereinigung des in Polen entstandenen künstlerischen Schaffens mit den Errungenschaften der polnischen Künstler und der Künstler polnischer Herkunft, welche jenseits der polnischen Grenzen in europäischen sowie außereuropäischen Ländern Kunst geschaffen haben und weiterhin schaffen. In diesem neuen ganzheitlichen Corpus der Errungenschaften polnischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts wird einer der wichtigsten Namen der des Jan de Weryha-Wysoczański sein, Meister bildhauerischer „Offenbarungen nicht nur in Holz“. […]
o. Univ.-Prof. Dr. habil. Jan Wiktor Sienkiewicz. Kunsthistoriker und Kunstkritiker, Leiter des Lehrstuhls für Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa und in der Emigration, Nikolaus-Kopernikus-Universität
[…] Der Künstler besitzt Kraft seiner Imagination die Fähigkeit, dieses scheinbare Chaos in eine Ordnung zu verwandeln. Und Ordnung ist ein grundlegendes Gestaltungsprinzip des Bildhauers Jan der Weryha. Diese neue Ordnung, die sich im Werk konkretisiert, ist keine höhere Ordnung, die über der Natur stünde, sondern sie ist durch die Transformation des künstlerischen Prozesses eine Neuschöpfung. De Weryha geht in seinen Arbeiten von einem der schönsten Werkstoffe aus: Holz ist sein bevorzugtes Material. […] Der Künstler besitzt Kraftseiner Imagination die Fähigkeit, dieses scheinbare Chaos in eine Ordnung zu verwandeln. Und Ordnung ist ein grundlegendes Gestaltungsprinzip des Bildhauers Jan der Weryha. Diese neue Ordnung, die sich im Werk konkretisiert, ist keine höhere Ordnung, die über der Natur stünde, sondern sie ist durch die Transformation des künstlerischen Prozesses eine Neuschöpfung. De Weryha geht in seinen Arbeiten voneinem der schönsten Werkstoffe aus: Holz ist sein bevorzugtes Material. […] Wenn wir das Signet des Freundeskreises Sammlung de Weryha betrachten, so erkennen wir einen Kreis und ein darüber gelegtes Quadrat, was uns auf die ungelöste Aufgabe der Quadratur des Kreises verweist. Und in der Tat sind der Kreis und das Quadrat bevorzugte Formen, die de Weryha in seinem Werk verwendet. Dabei können wir seit dem »Schwarzen Quadrat« von Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1905 (entstanden also vor genau 105 Jahren) ein Quadrat in der bildenden Kunst nicht mehr einfach nur als geometrische Grundform ansehen. […]
Prof. Dr. Volker Probst. Kunsthistoriker, Museumswissenschaftler, 1994-2019 Leiter Ernst Barlach Museen in Güstrow
[…] Er ist kein Sucher und Finder wie Richard Long, er haut mit dem Beitel und mit der Axt in Holz, er zerlegt Baumstämme mit der Motorsäge. Er arbeitet. Alles, was bei dieser Arbeit entsteht, ist Stoff für Werke. Es gibt keinen Abfall. […] Seine Werke nehmen Traditionen archaischen Tuns auf. Stets jedoch ist der entschiedene Gestaltungswille des Künstlers gegenwärtig. […] So ist Jan de Weryha-Wysoczański ein Bildhauer, der arbeitend das Material Holz in seiner Besonderheit zu erkennen sucht, dieses Besondere wahrnimmt und mit Respekt behandelt, zugleich aber das Material formt und gestaltet wie die Bildhauer seit jeher. […]
Prof. Dr. Helmut R. Leppien, Kunsthistoriker, Museumskurator, Hauptkustos der Hamburger Kunsthalle, Leiter der Kölner Kunsthalle, Direktor des Hannoverschen Kunstverein
[…] Jan de Weryha-Wysoczański ist ein Künstler großer Räume. Den Innenraum misst er mit Schritten auf der Suche nach Spannungen, nach dem Begreifen der Eigenschaften; seine Ablesung inauguriert einen Prozess eigenen Zehmens, Verarbeitens. Er führt unwahrscheinlich geheimnisvolle, meditative Holzobjekte ein, die raue Schönheit und rohe Technik ausstrahlen, Ergebnisse monatelangen Ringens im Hamburger Atelier. Weiter gestaltet er ephemere Zonen, die den Raum mildern und die dem Ort innewohnen – gegenwärtig den neunhundert Meter Raum des Museums der Gegenwartsskulptur im Zentrum für Polnische Skulptur. Offenbarungen in Holz, sowie frühere Präsentationen von Jan de Weryha-Wysoczański hat man als künstlerisches Ereignis gefeiert – als eine der schönsten und ergreifendsten Skulpturenausstellungen der letzten Zeit befunden. Der Kontakt mit diesen aufrichtigen Versuchen die Naturgeheimnisse zu definieren, eröffnet Prozesse persönlicher Epiphanien oder eines Pantheismus geradezu und obwohl jegliche erzählerische Träger fehlen, provoziert er eine intellektuelle Polemik der großen Phänomene der Gegenwartskultur und -Kunst. Das Flimmern der Hölzernen Tafel [2002] erzeugen Teilchen rechteckiger Gestalt. Nur die obere Haut – Fragment der Holzrinde, entgeht der Geometrie. Das was scheinbar ein der Natur entnommenes Element ist – ist seine Dekonstruktion und Simulation, die durch Segmentierung hölzerner Pixel erreicht wurde. Hölzerne Säule [2003] – ein in seinen Proportionen massiver Zylinder, dick wie eine alte Eiche, flößt den Respekt eines scheinbaren Kultobjektes ein. Es bedeckt ihn in vertikaler Ausrichtung eine Vielzahl rechteckiger Mikrofragmente aus Rinde – die ihre Struktur imitieren. »Indem man Verbindungen matriziert und dekodiert, umstößt man die für die transzendentale Erinnerung notwendige Regel der „Negation der Arbeit“ (…) umstößt man die Arbeit der biologischen Evolution (…) die Natur und die Kultur (…) im Sinne einer gattungshaften Unterscheidbarkeit/einer Beständigkeit dessen was ist… « Die subkutane Reflexion über die virtuelle Realität macht schnell einem geradezu therapeutischen Versinken ins Hören Platz. Die Rauheit des mit der Axt gespaltenen Holzes nimmt archaische Bedeutungen an: Die des Oikos, der Pergamentornamente, japanischer Architektur, der Architektur ohne Architekten, von Holzbibliotheken des 18. Jahrhunderts und weiter Brancusis hölzerner Skulpturen oder spezifischer, heute degradierter Konstruktionen, sog. „Häuser aus Holzkloben“. In horizontalen Anordnungen überträgt Weryha-Wysoczański die Entropie der Land Art und das Konkrete der Minimal Art in die Gegenwart: Den phänomenologischen Geist der Arbeiten von Carl Andre, die ephemeren Handlungen von Richard Long, Robert Smithson und anderen Denkern – Wanderern des vergangenen Jahrhunderts. Auf der anderen Seite beruft er sich auf die ältesten Traditionen der Weltkulturen: Das Aufschütten von Mandalas oder das Abstecken klösterlicher Zonen der Kontemplation. Faszinierend ist der Kontakt mit diesen angehaltenen und bedeutsamen Gesten des Künstlers, wie er aus den Brettern Schimmern durch das polychrome Ansengen erreicht, wie er in der Maserung im Durchschnitt natürliche Bilder der Visualisten aufdeckt. Der Künstler multipliziert, baut Strukturen, Serien, abwechselnd legt er zusammen und auseinander, gibt toten Bäumen Kraft zurück, die durch den Wind gebrochen oder zur Abholzung vorbestimmt waren, wie die zur Kunst erhobenen jungen Birken – Material der zentralen monotonen Installation auf der Fläche eines griechischen Kreuzes. Ihnen gegenüber hat er Wegetappen in dem aktiven Raum abgesteckt und weckt einen in der Kunstperzeption verkannten Sinn – den Geruchssinn. Junge Bäume duften sehr, in der Intention des Künstlers provozieren sie zur Reflexion wie wichtig sie im geschlossenen Komplex der ökologischen Uhr sind, dass ihr Fehlen ein Ende allem Sein setzen würde. Der langjährige, kontemplative Prozess mantrischer Unterteilung, Trennung, Ordnung und Entdeckung von Naturgeheimnissen ist für Jan de Weryha-Wysoczański eine Art Ritual, in dem er den Raum erkennt und zeichnet. Physische Erschöpfung stellt das Gleichgewicht der Seele wieder her – die totale Ruhe. Vor allem gibt es keine Aufteilung zwischen dem was Leben und dem was Kunst ist. Man soll sich nicht beeilen, man darf sich nicht verlieren. […]
Dr. Dorota Grubba-Thiede, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Journalistin
[…] Den Sinn der Objekte von Jan de Weryha erblicke ich in den der minimal art ganz konträren philosophischen Grundlagen. Die minimal art im Bündnis mit dem Konzeptualismus ist eine effektvolle Phase der Dematerialisierung und Denaturalisierung der Kunst. Die Objekte von Andre, Judd, Morris oder Serra sind bekanntlich eine räumliche Imagination von Sprach- und Denkfiguren. Der Akzent liegt dabei auf der Tautologie, also auf der Flucht vor allen Metaphern, Symbolen und „Offenbarungen”, auf den Bestrebungen, Grundlagen einer abstrakten Sprache zu erreichen und ihre begrifflichen Nullpunkte zu bestimmen. Minimalistische Objekte sind so konzipiert, dass sie nur so viel „sprechen“, wie man in der geometrischen, Material und räumlich gleichgültigen Fläche oder im Kubus sehen kann. Die Kunst der siebziger Jahre, und vor allem die Dekade der achtziger Jahre, ging einen heftigen künstlerischen Streit mit diesen Tendenzen ein, indem sie die Kraft der individuellen Expression, Materialität und vor allem die Körperlichkeit des künstlerischen Aktes betonte. Das ist eine für die späte Moderne (um den abgenutzten Begriff der Postmoderne zu vermeiden) charakteristische Wende. Und ist Jan nicht gerade auf eine manifeste Weise „körperlich”? Körperlich in einem besonderen Sinn, denn das Objekt seiner künstlerischen Ausbeute ist Holz in seiner rohen Erscheinungsform. Minimalistische Tautologien sind das Gegenteil der künstlerischen Epiphanien und Weryhas Kunst ist – meiner Überzeugung nach – epiphanisch und nicht tautologisch. Epiphane Kunst ist – sage ich um Missverständnissen vorzubeugen – ein Mittel um etwas offen zu legen, was „tiefer” steckt, sie ist die Befreiung des „Lichtes”, sie schafft Bedingungen für jene „lichten Weiten” und Einblicke. […] Jan de Weryhas Objekte sind keine Begriffsfiguren, keine rein konzeptuelle Stellungnahme im Streit über die Existenzweise der Begriffserzeugnisse. Jan de Weryhas Objekte sind materiell, konkret, tief verankert in der „Natur” des Holzes. Seine Bemühungen, das Holz in geometrischen Strukturen anzuordnen, sind nicht von dem Wunsch nach der Erlangung einer rein intellektuellen Rigorosität motiviert, die Geometrie spielt eine dienende Rolle, sie ist eine eigentümliche Grammatik, dank der die „Natur” sich klarer ausdrücken kann. Und vielleicht sind sie eine Art, die „Natur” zum Sprechen anzuspornen, ihre eigenen Eigenschaften aufzudecken, die im herkömmlichen Sinne unsichtbar sind. Seine Arbeit mit Holz kommt unter Bedingungen der späten Moderne zum Vorschein – das heißt in der Welt der Globalisierung, des rasenden Konsums, der Werbung, in der Welt der Algorhythmen, in der uns jeder Besuch im Computercyberspace gefangen hält. In dieser Welt führt der Künstler eine Revolte durch, dreht unsere Wahrnehmung um, schlägt erneut einen Einblick in die Natur in ihrer rohen Gestalt vor. Lichte Weiten, Offenbarungen, Einblicke in die Natur – Epiphanien der Natur unter Bedingungen der späten Moderne. […]
Prof. Dr. Jan Stanisław Wojciechowski. Kunstkritiker und Kulturwissenschaftler
[…] Die Kunst, die dieser Universalkünstler kreiert, ist eine Kunst der Gegensätze. Minimalistisch, also uniformiert und entindividualisiert in der Form, verfügt sie zugleich über maximal diversifizierte individuelle Oberflächen. Sie ist eine Fortsetzung und Bereicherung der Minimal Art, mit der sie vor allem die meisterhafte Nutzung und Beherrschung des Raums verbindet. Die Objekte von Jan de Weryha-Wysoczański treten nämlich in einen Dialog mit dem Raum ein, und wirken so, als ob sie ihn verlängerten, denn sie nehmen manchmal Zeichen auf, die für den Raum, in dem sie aufgestellt, gelegt oder aufgehängt wurden, charakteristisch sind. Einige davon sind mit einem subtilen Gitter bedeckt, das an Ziegelkonturen auf einer weißgestrichenen Mauer erinnert. Seine Wandobjekte unter dem Titel „Holztafeln“ sehen vom […] Weiten wie wellende Wandteppiche aus, aus der Nähe legen sie den Vergleich zu den Ende des 18. Jahrhunderts gefertigten Holzbibliotheken, s.g. Xylotheken nahe. Sie wirken immer architektonischer und ragen immer mehr in den Raum heraus, sie erinnern an Fenster in den Fachwerkfassaden, Tore in den Bauerngehöften oder Balkone in Wohnhäusern. Sie regen die Fantasie an, indem sie überraschende Assoziationen hervorrufen. Jan de Weryha-Wysoczański ist ein außerordentlich kreativer Künstler, mit einer fast übermenschlichen Tüchtigkeit gesegnet: in den letzten acht Jahren schuf er über hundert Kunstwerke von einer imposanten Größe und Qualität. Hundert Werke aus einigen zehn oder sogar einigen hundert Tausend Stücken und Stückchen Holz zusammengesetzt, die einige hundert Jahre alt sind! Ein einzigartiges Archiv der zeitlosen Zeit. […]
Urszula Usakowska-Wolff Kunstkritikerin, Journalistin
[…] Jan de Weryha bringt mit seinen rustika-ähnlichen Strukturen allerdings etwas durchaus Neues in die Kunstregion der konkreten Kunst ein. Er bemüht sich eben nicht, wie Donald Judd, Max Bill oder Carl Andre und andere, sich einer der industriellen Realität unseres Lebens und ihrer Rationalität entsprechenden perfektionistischen Materialsprache zu bedienen. Vielmehr bringt er die Wirklichkeit seines Materials selbst in seine Werke ein. Das Natürliche, Ursprüngliche und auch Unberechenbare des Holzes bleibt in de Weryhas Arbeiten stets präsent. Dies erreicht er durch den anfangs beschriebenen relativ geringen Verarbeitungsgrad des Holzes. […]
Dr. Daniel Spanke. Direktor der Liebermann-Villa am Wannsee in Berlin, ehml. Direktor Kunsthalle Wilhelmshaven, und Kurator für Klassische Moderne am Kunstmuseum Stuttgart, und Leiter des Museums Haus Dix in Hemmenhofen am Bodensee und Ausstellungskurator am Kunstmuseum Bern und Direktor des Gustav-Lübcke-Museums in Hamm
[…] Virtuose ZERO -Kunst aus Polen. Der international renommierte, im polnischen Gdańsk geborene ZERO- Künstler Jan de Weryha konzentriert sich seit Ende der 90er Jahre auf den Werkstoff Holz, auf das Begreifen seiner Struktur und seines Kernes, die Lichtbrechungen der Oberflächen und der verschiedenen Maserungen: „Ich fange intuitiv mit der Fragestellung an, in wie weit ich mit meinem Eingriff das Material so beeinflusse, dass es seine Identität nicht verliert…. Mich interessiert das individuelle, unwiederholbare Geflecht von künstlich geschaffenen, aber dennoch in seiner Natürlichkeit wirkenden Holzoberflächen…“ Indem Augenblick wo das Licht in Jan de Weryhas Kompositionen auf die Holzstrukturen trifft, erscheinen die sanften Naturfarben fein akzentuiert von weißlicher Pappel oder waldhonigfarbener Kiefer bis zu edel schwarz reflektierender Kohle und die Verschiedenheit des Materials offenbaren sich – von der Rinde bis zu den individuellen Maserungen der vielfältigen Holzarten. “Holz ist ein warmer Werkstoff und deutlich näher am Menschen als Stein oder Metall. Für mich ist die Arbeit damit, als würde ich in einen Wald treten und mich in die Welt der Bäume hinein atmen und ihr Holzerforschen.” Auf den Spuren der Internationalen Minimal Art Bewegung. Die großen Protagonisten der Minimal Art wie Donald Judd, Max Bill und Carl Andre, aber natürlich auch die Künstler der internationalen ZERO- Bewegung wie Günther Uecker und Lucio Fontana waren eine wichtige Inspiration auf dem künstlerischen Weg von Jan de Weryha: „Man fände zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den genannten Künstlern, Jan de Weryha verwendet das Arbeitsmaterial jedoch in völlig anderer Weise – er führt die Genuität des verwendeten Materials ein. Natürlichkeit, Ursprünglichkeit, das Leben sowie die Unberechenbarkeit des Holzes sind omnipräsent in Weryhas Werken. […]
Matthias Kellermann, Galerist, Galerie Kellermann Düsseldorf
[…] Donald Judd, Max Bill oder Carl Andre sowie andere vergleichbare Künstler waren lediglich eine Inspiration auf dem künstlerischen Weg Weryhas, man fände zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den oben genannten, Jan de Weryha verwendet das Arbeitsmaterial jedoch in völlig anderer Weise, er führt die Genuität des verwendeten Materials ein. Natürlichkeit, Ursprünglichkeit, das Leben sowie die Unberechenbarkeit des Holzes sind omnipräsent in Weryhas Werken. […]
Maryla Popowicz-Bereś, Magisterarbeit, Jan de Weryha-Wysoczański. Monografia artysty (Jan de Weryha-Wysoczański. Eine Künstlermonographie), Universität von Rzeszów, Fachbereich Bildende Kunst 2014.
[…] Die Arbeiten de Weryhas haben einen außergewöhnlich harmonischen Charakter, etwas Seltenes unter zeitgenössischen Künstlern, die eher darauf aus sind zu schocken oder zum Nachdenken anzustiften. […]
Aleksandra Warchoł, Magisterarbeit Wystawa jako dzieło sztuki, na podstawie twórczości Jana de Weryha-Wysoczańskiego (Die Ausstellung als Kunstwerk, anhand des Schaffens von Jan de Weryha-Wysoczański), Technische Universität Radom, Kunstfakultät, Radom 2011.
[…] De Weryhas Objekte sind in der Tat „Naturaufzeichnungen” im weiten Sinne. Der Künstler erwägt gegenseitige Verhältnisse mit der Welt der Natur. Er gesteht dem Holz eine Seele zu, ihm eine tiefere Bedeutung verleihend, aber durch die Transformation übergibt er ihm auch Lebenskraft, als wenn er es mit einem neuem Dasein beschenkte. Indem er sich auf die Unendlichkeit beruft, sucht er für das Auge versteckte Analogien, er geht neuen sich entwickelnden Motiven nach, immer breiteren Kontexten, stets konsequent seine besondere Relation zur Natur nutzend. Er schafft neue besondere Objekte und verändert dabei nicht die ursprüngliche Materialwirkung des Holzes. Der Künstler konzentriert sich auf dem Werkstoff und nicht auf der Symbolik. Er verleiht dem Holz eine bestimmte Ordnung und schafft dabei ein Holzarchiv der besonderen Art. […]
Magdalena Kościelniak, Magisterarbeit Jan de Weryha-Wysoczański – Archiwista drewna (Jan de Weryha-Wysoczański – Holzarchivar), Universität von Rzeszów, Wydział Sztuki, Rzeszów 2008.